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Freitag, 28. März 2014

Intelligente Bildungsnetze bringen 5 Mrd € - laut Roland Berger

Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie zu "Intelligenten Netzen", die von Roland Berger im Auftrag des BMWi erarbeitet wurde, könnten ab 2022 pro Jahr rund 3 Mrd € im Bildungsbereich durch die Virtualisierung von Lehrangeboten eingespart werden. Weitere 2 Mrd € erwartet man als sogenannte "Wachstumspotenziale". Was sind "intellligente Netze"? Hier die Definition:

"Als intelligente Netze werden Lösungen bezeichnet, die netzbasiert eine Regelung 
oder Koordination unterschiedlichster technischer Geräte ermöglichen. Dies 
geschieht zumeist kontextbezogen und über einen automatisierten Austausch von 
Daten. Ziel ist es, komplexe Prozesse besser zu managen, die Effizienz zu steigern, 
Verbrauch und Erzeugung miteinander zu koppeln und damit Ressourcen zu 
schonen sowie weitere, neue vernetzte Anwendungen zu ermöglichen."

Im Bildungsbereich sehen die Autoren folgende Potenziale:

"Im Anwendungsfeld Bildung kann die Bereitstellung von hochverfügbaren, zeitlich 
und örtlich flexiblen Bildungsangeboten mit geringen Eintrittshürden den Zugang zu 
Bildung deutlich erleichtern und damit neue Potenziale für die berufliche und 
persönliche Entwicklung eröffnen. Zudem bieten virtuelle Lerninstrumente und 
didaktische Ansätze (z.B. Lernvideos, automatisierte Selbsttests etc.) dem 
Lernenden die Möglichkeit, den Lernprozess je nach Lerngewohnheiten und 
Präferenzen individuell zu gestalten."

Also soweit wenig Neues an der "Visionsfront". Wie sieht es mit den Best-Practice Beispielen aus? Sechs Beispiele wurden identifiziert, eines davon - "iversity" - sogar als sogenannter "Hoffnungsträger".

















Sämtliche Beispiele werden in dem Bericht sehr genau dargestellt - in technischer wie in organisatorischer und wirtschaftlicher Hinsicht. Überwiegend handelt es sich dabei um laufende oder ehemalige Förderprojekte. Klarer Schwerpunkt ist offenbar die akademische Bildungswelt. Die hier - verdientermaßen - immer wieder gerne angeführte "Virtuelle Hochschule Bayern" kann inzwischen (Studienjahr 2012/13) auf über 40.000 Teilnehmer p.a. mit über 100.000 Kursbelegungen verweisen und soll in den kommenden Jahren auf das doppelte der aktuellen Leistung ausgebaut werden. In den letzten 10 Jahren konnte die VHB damit ihre Teilnehmerzahlen verdoppeln. Derzeit verfügt sie über ein Jahresbuudget von 12 Mio €. Das zugegebenermaßen damit nicht zu vergleichende Berliner MOOC-Startup "iversity" kann bereits nach den ersten anderthalb Jahren stolze 500.000 registrierte User vorweisen. Wie hoch das Jahresbudget hier ist, geht aus der Studie nicht hervor. Die öffentliche Wahrnehmung des von Privatinvestoren und der Telekom fianzierten Unternehmens ist freilich um ein Vielfaches höher als die der VHB - nicht zuletzt dank des letztjährigen MOOC Wettbewers zusammen mit dem Stifterverband. Allerdings ist noch unklar, wie "iversity" Geld verdienen soll. Das Unternehmen, so die Studie, verfügt "aktuell nicht über ein kostendeckendes Erlösmodell. Künftig sollen jedoch Einnahmen durch Gebühren für die Prüfungszertifikate erzielt werden. Eine weitere mögliche Erlösquelle sieht das Unternehmen in kostenpflichtigen Dienstleistungen für Unternehmen, die das Online-Portal zur Rekrutierung talentierter Nachwuchskräfte aus dem Pool der Studierenden heraus nutzen könnten." Im Kern also dieselben Vorstellungen wie bei den großen US-amerikanischen Plattformen...

Wie gesagt: Die VHB, als staatlich geförderte Einrichtung von und für Bayerns Hochschulen, und iversity, als privatwirtschaftliche Marketingplattform für MOOCs, zu vergleichen, das hieße Äpfel mir Birnen zu vergleichen. Dennoch drängt sich natürlich den Gedanke auf, welche Potenziale in einem Projekt wie der VHB stecken könnten, wenn es sich stärker auch für den freien Endkunden-Markt für akademische Bildung öffnen würde. Dass diese marktliche Öffnung der staatlichen Anbieter digitaler Bildung in den kommenden Jahren ansteht, ist allerdings sicher eine der (vielen) Voraussetzungen für die Erreichung der erwähnten Effizienzpotenziale Intelligenter Netze.